Zugehörigkeit und Geschichte

Wir sind eine Gemeinde für die ganze Familie und versuchen dies durch die Gottesdienstgestaltung und spezifische Programme, wie zum Beispiel Kinder-, Jugend- und Seniorenveranstaltungen, sowie Freizeiten, gemeinsame Fahrten und mehr umzusetzen. Für persönliche Begegnungen stehen unsere Hausbibelkreise und das Kirchencafé im Anschluss an den Hauptgottesdienst offen.

Internationale Begegnungen finden überwiegend im Hauptgottesdienst sowie in den Meetings der internationalen Gemeinden und Gruppen statt, die sich regelmäßig in der Begegnungskirche treffen.

Zugehörigkeit

Die Gemeinden der Volksmission (kurz: VM) bestehen aus Menschen verschiedener Altersgruppen und unterschiedlicher Herkunft, die durch ihren Glauben an Jesus Christus Frieden mit Gott und neues Leben empfangen haben. Wir verstehen uns als Freikirche.


Was ist eine Freikirche?
Eine Freikirche ist eine Gemeinschaft von Christen, die ihre Arbeitsbereiche durch freiwillige Gaben von Mitgliedern und Freunden finanziert. Ihre Mitglieder wollen Christsein und Gemeindeleben nach biblischen Maßstäben gestalten.

Die Volksmission entstand...
…1934 in Berlin und entwickelte sich nach dem 2. Weltkrieg hauptsächlich in Süddeutschland, zuerst in Stuttgart. Die Volksmission war und ist geprägt von missionarischen Aktivitäten. Sie bemüht sich, Menschen zu erreichen, die dem Glauben an Jesus Christus noch fern stehen.

Die Volksmission heute...
…besteht aus ca. 60 Gemeinden im süddeutschen Raum, mit ca. 6000 Besuchern und Mitgliedern. Sie ist dem „Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden“ BfP KdöR angeschlossen, zu dem ca. 600 Gemeinden in ganz Deutschland gehören. Die Volksmission versteht sich als ein Teil der großen Gemeinde Jesu Christi, zu der alle Menschen gehören, die ihr Leben Jesus Christus gegeben haben. Sie zählt sich zur weltweiten Pfingstbewegung, die Anfang des 20.Jahrhunderts begann und die am schnellsten wachsende Kirche der Welt ist. Zur Zeit gehören etwa 700 Millionen Menschen zu dieser Bewegung. Weil wir wissen, daß wir ein Teil der Gemeinde Jesu sind, suchen und pflegen wir Gemeinschaft mit anderen Christen. So steht die Volksmission an verschiedenen Orten in Zusammenarbeit mit der „Evangelischen Allianz“. Sie ist außerdem durch den Beitritt zum Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden Mitglied der „Vereinigung Evangelischer Freikirchen“.

Geschichte

Die Anfänge der weltweiten Pfingstbewegung

Man schrieb das Jahr 1906, als William J. Seymour, ein Pastor aus Lousiana und Nachfahre von Sklaven, nach Los Angelos kam. Er war als Pastor einer kleinen Gemeinde berufen worden, die aber recht schnell seinen Erfahrungen mit dem Wirken des Heiligen Geistes eher ablehnend gegenüber stand. Mit einer kleinen Gruppe Christen suchte er im Gebet das Angesicht Gottes. Gottes Antwort darauf war die Erweckung in der „Azusa Street 312“. Über hundert Jahre später ist aus den einfachen Anfängen eine weltweite Bewegung geworden.

Aus der Geschichte der VM Berlin

Dieser Bericht wurde von Jürgen Adam nach Unterlagen von Karl Fix und Günter Hageloch zusammengestellt.

Die Entstehung der Volksmission ist gleichzeitig die Geschichte einer Erweckungsbewegung, die immer wieder neu fasziniert, wenn man sich damit befaßt. Die Volksmission entschiedener Christen, im folgenden VMeC genannt, wurde von Karl Fix gegründet. Der Name der VMeC lautete zu Beginn der Bewegung Deutsche Volksmission entschiedener Christen Berlin. Karl Fix hat die VMeC entscheidend geprägt, deshalb ist in dieser Enstehungsgeschichte hauptsächlich von ihm und der Volksmission in Berlin die Rede.


Wer war Karl Fix?

1897 in Kupferzell im Hohenlohischen geboren, hatte er in jungen Jahren leider Berührung mit spiritistischen Kreisen, mit Hellsehern und Wahrsagern. Er begeisterte sich für Philosophie, insbesondere auch für Nietzsche, er suchte inneren persönlichen Frieden, und fand ihn nicht. Mit 17 Jahren meldete er sich 1914 bei Ausbruch des 1. Weltkrieges als Kriegsfreiwilliger und kehrte im Alter von 21 Jahren 1918 krank an Leib, Seele und Geist zurück. Er wurde Sozialist; durch die damalige Parole der SPD „Nie wieder Krieg“ fand er den Weg in die Politik, er wurde Journalist und schrieb für eine Zeitung, die der SPD nahestand (1920 – 1923 Heilbronner Stimme). Karl Fix war in jenen Jahren sehr schwer krank. Der Züricher Arzt Professor Dr. Bircher – Benner sagte ihm damals, dass sein Leben nur an einem Faden hängt. Es war ein Vegetieren zwischen Leben und Tod. Wegen der schweren Krankheit bekam er Morphium und wurde süchtig.

Vom Atheisten zum Evangelisten

In diesem Zustand begegnete er einem leitenden Bruder der Mennoniten, der ihm immer wieder sagte: „Und wenn dir auch niemand mehr helfen kann, einer kann dir immer noch helfen, und das ist der Herr Jesus Christus, gestern, heute und derselbe auch in Ewigkeit“.

Dieser liebe Freund und Bruder gab ihm ermunterndes Schrifttum unter anderem auch das Lebenszeugnis von Fritz Binde: „Vom Atheisten zum Evangelisten“, das Karl Fix sehr beeindruckte. Da der Freund ihm nicht weiterhelfen konnte, überwies er ihn an einen markanten Evangelisten der damaligen Zeit Emil Meyer, der gerade in Kassel evangelisierte. Viele gläubige Kreise, auch die Mutter von Karl Fix und eine Kusine beteten für Karl Fix. Emil Meyer nahm Karl Fix in die Versammlungen mit, die 2 mal täglich stattfanden, betete täglich mit ihm und nach 10 Tagen konnte Karl Fix es fassen: Die Strafe liegt auf Ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. (Jesaja 53, 5b)

Karl Fix schreibt von seiner Bekehrung: „Etwa 24 Stunden lang habe ich vor lauter Freude meinen Mund nicht zu gemacht. Da war Großes geschehen: Gott hat sich meiner erbarmt. Am folgenden Tag konnte ich den 103. Psalm lesen als eine wahrhaftig erlebte Verheißung Gottes: Lobe den Herrn meine Seele und vergiß nicht, was er dir gutes getan hat, der dir alle deine Sünden vergibt und heilt alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit, der deinen Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie ein Adler.“

Er hatte wirklich die Kraft Gottes erlebt und wurde heil an Leib, Seele und Geist.

Innere Kämpfe

Bruder Meyer erkannte die journalistischen Fähigkeiten von Karl Fix und schlug ihm vor, seine Verlagsarbeiten zu machen und die Redaktion seiner Monatszeitschrift zu übernehmen. Die neuen Freunde wollten nicht, dass Karl Fix in seine alten Verhältnisse zurück kehrt. Außerdem waren noch Evangelisationen in Berlin vorzubereiten. Karl Fix ging mit einem Team nach Berlin, um die Evangelisationen zu organisieren, die am 1. Januar 1933 begannen und dann als Evangelisationsfeldzug des vollen Heils durch Berlin führten. Es waren mächtige, geistgewirkte Versammlungen, bei denen viele Zeichen und Wunder geschahen. Bruder Fix gab sein erstes Zeugnis. Er war oft überströmend glücklich, mußte jedoch auch gemäß Apostelgeschichte 14, 22b erkennen: Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen. Über diese Zeit schrieb Bruder Fix:

„In diesem ersten Jahr nach meiner Bekehrung, meinem ersten Jahr im Reiche Gottes, mußte ich Ungeheures durchkämpfen und ertragen. Es ist schwer für einen Menschen aus der Welt, sich in der neuen Welt der Gläubigen einzuleben und zu einer klaren Erkenntnis zu kommen. Aber die Gnade Gottes hat mich wunderbar getragen und geführt. Mein Beten war immer wieder: „Oh, dass auch auf mich der Geist des Herrn als heilige Salbung kommen möchte, gesandt und befähigt, das Evangelium den Armen zu verkündigen.“
Im Herbst 1933 hörte er in einer besonders geweihten Gebetsstunde in Sachsen den Ruf Gottes aus Jesaja 6, 8: „Wenn soll ich senden, wer will mein Bote sein?“ In seinem Herzen sprach er ,mit Zittern und Zagen: „Herr, sende mich“.

Am Buß- und Bettag 1933 erlebte er in einem kleinen Gebetskreis – es waren keine Pfingstler – in herrlicher Weise die Geistestaufe. Er hat dann in Gebetsstunden und Gebetsnächten den Ruf Gottes erhalten, wieder nach Berlin zurück zu kehren, und dort eine bestimmte Arbeit für den Herrn Jesus zu beginnen. Der Heilige Geist sprach von einem Werk des Glaubens, das er, der Heilige Geist beginnen wollte.

Bruder Fix fand dann in Berlin Menschen, die erkannt hatten: „Gott will, dass allen Menschen geholfen werde, und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ ( 1. Tim. 2,7) Es war ihr Ziel für Menschen, die in Sünden, Gebundenheiten und auch in Krankheitsnöten leben, zu beten und ihnen so das Leben nach Leib, Seele und Geist zu retten.

Ihr Anspruch war Apg. 1, 8: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem, in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“ Sie waren sich einig, Missionsgemeinde kann nie Selbstzweck sein, sondern sie ist gesetzt, dass Menschen gerettet werden.


Die Gründung der Volksmission

In der Linienstraße in Berlin konnte vom Verein für Urchristen ein Saal gemietet werden. Bruder Fix wohnte zunächst in einem Männerwohnheim. Am 1. Januar 1934 fand in der Linienstraße die erste Versammlung mit Bruder Fix statt. Brüder drängten ihn, in Berlin eine biblische Gemeinde zu gründen. Die offizielle Gemeindegründung fand am 27.06.1934 statt: Die Deutsche Volksmission entschiedener Christen Berlin wurde gegründet. Es waren 35 Mitglieder und etwa 75 Freunde. Bruder Fix konnte bezeugen: „Die Vorgeschichte der Volksmission entschiedener Christen ist die Geschichte meines armen Lebens und der tiefen Verlorenheit, in der ich mich einstmals befunden habe. Dann kam die starke Hand Gottes und ist mir da begegnet, als keine Hoffnung mehr war, und das sollte fortan das Zeugnis seines Lebens und Dienstes werden. Das Gott immer helfen kann, auch da, wo Menschen schon längst aufgegeben haben. Das weitere war ihm auch noch wichtig: „Die Volksmission wurde wirklich von Gott aus dem Nichts gerufen. Es sei ausdrücklich festgestellt, dass die Volksmission nicht von irgendeiner Organisation abstammt, sondern eine Neuschöpfung Gottes ist.“ Die kleine Gemeinde in der Linienstraße war äußerst aktiv. Bruder Fix hatte klar erkannt, Seelenrettung ist die erste Voraussetzung zu einer biblischen Gemeinde. Jeden Morgen traf man sich zu einer Gebetsstunde und jeden Abend fand eine Evangelisationsversammlung statt. Tag für Tag ging es in die Berliner Höfe mit rechten und linken Seitenflügeln, ersten und zweitem Quergebäuden. Hier wurde immer Zeugnis gegeben und die Mühseligen und Beladenen gerufen. Diese kleine und äußerlich arme Missionsgemeinde hatte außer den persönlichen Zeugnissen und den Verheißungen Gottes, die der Herr in den Herzen der Gläubigen besonders lebendig macht, nichts zu bieten. Bruder Fix erzählte von jener Zeit: „Wir sagten: Gott erhört Gebet, wo zwei oder drei eins werden – und ER tat es. Wir sagten Gott heilt heute noch Kranke – und ER tat es. Wir sagten Jesus macht auch die Gebundenen frei – und ER tat es. Wir sagten Jesus tauft auch heute noch mit dem Heiligen Geist – und ER tat es.“ Im ersten Jahr des Bestehens der Volksmission besuchten weit über 1000 Besucher die Versammlungen. Viele kamen, um gesund zu werden, und gingen wieder in ihre bisherigen Gemeinden zurück.

Unter den Augen der Gestapo

Im Juli 1934 wurden die Versammlungen der Volksmission verboten, auch ihr Blatt „der Heilsbote“ mußte nach 7 Erscheinungen eingestellt werden. Die damaligen Machthaber hatten eine Bestimmung über den „Verkauf und Handel mit unerlaubten Arzneimittel“ für diesen Zweck benutzt, wie Bruder Fix etwas später erfuhr. Die Gemeinde versammelte sich zunächst heimlich in einer „Stube“, später in einer Laubenkolonie. Inzwischen wurde versucht, in zähen Verhandlungen mit der Polizeibehörde eine Aufhebung des Verbotes zu erreichen. Die Adressen der Mitglieder und Freunde mußten der Geheimen Staatspolizei angegeben werden. Nun folgten genaue Überprüfungen und Verhöre, Hausdurchsuchungen folgten. Schließlich durften wieder öffentliche Versammlungen unter Bedingungen stattfinden:

1. In einer Versammlung dürfen höchstens 1/3 Freunde sein, 2/3 müssen Mitglieder sein.
2. Die Eingänge der Versammlungsräume müssen überwacht werden.
3. Die Versammlungen werden unter Aufsicht des zuständigen Polizeireviers gestellt.
4. Freiversammlungen sind weiterhin verboten.
5. Der Heilsbote darf nicht mehr gedruckt werden.

Dazu kamen noch weitere Bestimmungen für die Verkündigung und den Dienst an Kranken.

Diese Überwachung durch die Polizei brachte viele Schwierigkeiten und Ärgernisse mit sich. Selbst die Gebete wurden von den Gestapobeamten mit stenografiert. Einmal kniete die ganze Gemeinde, um ihre Nöte dem Herrn darzulegen, Einsam und allein saß nur noch der abkommandierte Beamte auf seinem Stuhl. Bruder Fix berichtete hierüber: „Und das sei mit allem Nachdruck gesagt: Durch dieses Verbot wurde unsere Arbeit erst richtig gefestigt. Ich selbst hatte Ruhe für das Gebet und das Wort Gottes. Der Herr sprach in dieser Zeit besonders zu mir über den biblischen Gemeindebau. Aber auch unsere Mitglieder wurden gefestigt. Wir wußten jetzt auf das Allergewißeste, wer zu uns gehört. Ich habe Gott damals gelobt, wenn wir wieder Versammlungsfreiheit bekämen, wollte ich die Fahne, das Panier unserer Mission hochhalten, solange ich lebe. Der Name „Deutsche Volksmission entschiedener Christen“ war fortan amtlich registriert, es lagen Akten bei der Behörde über uns vor, man wußte, wer wir waren, und was wir wollten. Wir hatten eine unserer ersten Bewährungsproben und Feuerproben bestanden. Preis dem Herrn. Er weiß alles nach seinem Rat wunderbar zu führen.“

Eine Prophetie

Die Versammlungen in der Linienstraße waren überfüllt. Der Druck der Polizei verstärkte sich. Nach langem Suchen konnte ein Saal gefunden werden; ein dunkler und schmutziger Raum. Mit viel Mühe wurde er gereinigt. Über die Einweihung schreibt Bruder Fix: Ein Bruder hatte eine wunderbare Weissagung, die uns absolut in die Gegenwart unseres Herrn und Heilands stellte. Zuerst kam der Gruß des Friedens: „Friede sei mit euch“ Dann hieß es weiter: „Das ist der Weg, folget mir nach. Ihr müßt durch viele Anfechtung in das Reich Gottes eingehen. Aber fürchtet euch nicht, ich der Herr, bin bei euch. Ich stärke euch, ich helfe euch. Ich führe euch durch Leiden zur Herrlichkeit. Seid getreu bis in den Tod, ich gebe euch die Krone des Lebens.“
Die Gemeinde wurde dadurch gestärkt und zusammengeschweißt. Für alle war das eine unvergeßliche Segenszeit. Wo eine Welt zum Sterben geht, da baut Gott Pflanzungen der Gerechtigkeit zum ewigen Leben.


Schriftenmission Berlin 1935 - 1945

Im Versammlungsraum in der Höchste Straße konnte die Volksmission wieder einen Büchertisch einrichten. Dieser wurde über die Liebenzeller Mission, mit der die Volksmission damals gute Beziehungen unterhielt, der Reichsschrifttumskammer angeschlossen. So war es möglich, wenigstens die Gemeinde mit gutem Schrifttum zu versorgen.

Traktate kamen aus der Schweiz, aber dieses alles war doch nur ein kümmerlicher Notbehelf. Bruder Fix sagte über diese Situation: „In meinem Herzen brannte es wie ein Feuer. Wollte ich doch dem ganzen deutschen Volk die Botschaft des vollen Heils in Christo Jesu nahebringen; ich hatte es erlebt, dass Gott da half, wo niemand helfen konnte, und diese Botschaft von dem Jesus Christus heute sollten noch viele erfahren. Ich betete viel. Oft sagte ich zu Gott: Gib mir 1000 Mark, dann mache ich für dich einen Buchladen auf, mitten in der Stadt Berlin, nur mit biblischem Schrifttum. Aber es kamen keine 1000 Mark. Doch mein Herz eiferte weiter um Gottes Sache, auch um das deutsche Volk, das von einer Hochflut von nationalsozialistischer Propaganda überschwemmt wurde. So bedrängter ich jetzt Gott mit Beten und Fasten um eine Schriftenmission und machte ihm auch ein klares Versprechen, dass ich hier nichts für mich suche, es soll auch auf keiner Schrift ein Postscheckkonto zu lesen sein oder eine Zahlkarte beigelegt sein; die Traktate sollten möglichst umsonst verteilt werden. So beredete ich alles in allen Einzelheiten mit Gott.“

Gründung der „Meseritzer Schriftenmission“

Und dann kam die Schriftenmission. Ein Bruder von der deutsch – polnischen Grenze brachte sie mir ins Haus: Bruder Otto Gohlke. Er hatte mit einigen Brüdern mit einem brennenden Herzen für die Reichsgottesarbeit die „Meseritzer Schriftenmission“ gegründet. Sie gaben Traktate und Schriften heraus. Es fehlte ihnen jedoch an Erfahrung und Schulung, deshalb war die Sache etwas mangelhaft. Bruder Gohlke bat daher Bruder Fix, die Schriftleitung und den Druck zu übernehmen, was er gerne tat.

Bruder Fix besuchte vor seiner Bekehrung als Journalist viele Veranstaltungen. Vorträge und Ausstellungen. Während der politischen Hochkonjunktur der Jahre 1928 bis 1932 mußte er über unzählige politische Versammlungen berichten. Er sagte über jene Zeit: „So habe ich in diesen Jahren recht viel gelernt. bekam eine vielseitige journalistische Ausbildung und Übung, lernte immer mehr Volk und Arbeiter lieben und verstehen und bekam auch eine gesunde politische Weltanschauung. So hat sich Gott einen Menschen mit einer Begabung für „Religion und Aufsatz“ auf der Hochschule des harten Lebens zu einem Zeugen und Schriftenmissionar erzogen, ihn dann zur rechten Stunde durch die Gnade der Erlösung zu sich gezogen und von vielen Fesseln befreit, ihn in seinen Dienst gestellt“

Verbot führt zu neuen Wegen

Bruder Gohlke hatte eine tiefe Erkenntnis über das prophetische Wort. Neben Traktaten verfaßte Bruder Fix mit ihm zusammen eine prophetische Abhandlung über das Volk Israel- Diese „verschwand“ auf dem Postweg. und bald darauf wurde die „Meseritzer Schriftenmission“ verboten. Bruder Fix brachte nun die Schriften im Selbstverlag heraus. Sie trugen den Vermerk: „Diese Blätter werden kostenlos verteilt Die seither Erschienenen werden bei Aufgabe der Adresse gerne nachgeliefert, sorgt für die Verbreitung der Schriften, betet dafür.“ Später wurde dieser Vermerk verboten und kurz danach die Schriften selbst.

Bruder Fix erkannte durch die „Meseritzer“ dass die Schriftenmission etwas anderes ist als ein Buchladen und dass man, wenn man erfolgreich das Wort durch die Schriften verbreiten will, es kostenlos tun muß. Bruder Fix berichtet darüber: „Meine ersten 5 000 Traktate. die ich im Glauben drucken ließ, kosteten 60 Mark. Das war damals das billigste Angebot. Zwanzig Mark hatte ich von einem lieben Schweizer Freund, weitere zwanzig Mark hatte ich aus eigener Tasche, zwanzig Mark ließ ich mir von meiner Frau geben, die ging damals noch ins Geschäft und verdiente unseren Lebensunterhalt. So ging es also. Und es war ein guter Start. Als die erste Auflage versandt war, war auch das Geld für die zweite da. Die ganze Missionsgemeinde stellte sich hinter die Arbeit der Schriftenmission. So kam ein Traktat nach dem anderen heraus.“

„Gestapo-Betriebsunfall“

Schon beim vierten Traktat hatten wir wieder einen ernstlichen „Betriebsunfall“. Die Gestapo (Geheime Staatspolizei) kam, und beschlagnahmte das Traktat. Das heißt wollte: Die erste Auflage von 5.000 Exemplaren war schon restlos fort. Aber die zweite Auflage wurde direkt von der Druckerei weg ins Präsidium gebracht. Das Traktat hieß: „Grausen! Grausen! Wehe denen, die auf Erden wohnen“ Es zeugte von den kommenden Katastrophen des zweiten Weltkrieges. Das war natürlich zu viel. Aber mir und dem Werk durfte dabei nichts geschehen. Auch später nicht, als kurz vor dem tatsächlichen Krieg ein Mann im Rheinland noch einmal dieselbe Traktat verteilte. Mit dem Traktat „Grausen! Grausen!“ hatte ich eine besondere Herzensnot. Ich hörte viele Weissagungen über die kommenden Verderben, Gesichte und Botschaften. Mir war das kommende Verderben offenbar, und ich hätte gerne noch einmal alle gewarnt.

Traktate tragen Frucht

Karl Fix erinnert sich an herrliche Gebetserhörungen:

„Eines Morgens saß ich in meinem kleinen Arbeitsstübchen und überlegte, was ich nun weiter mit der Schriftenmission machen sollte und könnte. Auf der einen Seite wäre es notwendig gewesen, die alten Traktate nachzudrucken, auf der anderen Seite sollten aber doch noch neue gedruckt werden. Was tun?
Da machte ich auf einem Papier einen Kostenvoranschlag. Wenn ich die alten Traktate nachdrucke, das kostet, sagen wir 200,00 Mark; wenn ich zwei neue dazu drucke, das macht 130,00 Mark, sind zusammen 330,00 Mark. Nun kniete ich direkt nieder an meinem Stuhl und breitete im Gebet diesen Vorschlag vor Gott aus. Und jetzt werde ich sehen, was Gott haben will. Ich mußte gleich darauf zu einem Krankenbesuch nach Steglitz fahren, und als ich zurückkam, sagte meine Frau: „Der Geldbriefträger war da!“

„So“, sagte ich, „der wird jetzt öfter kommen!“ und erzählte ihr, worum ich gebetet hatte. Der Geldbriefträger kam nun jeden Tag. Meistens brachte er Geldbeträge zwischen 5,00 Mark und 20,00 Mark. Von allen Seiten kam Geld, von Königsberg, von Süddeutschland, von der Schweiz, kurz aus allen Gegenden. Niemand wußte, dass ich darum gebetet hatte. An einem Freitag gab mir ein Bruder der Gemeinde seinen ganzen Wochenlohn in der ungeöffneten Lohntüte. Darauf stand: „Für die Schriftenmission“. Ich war mehr und mehr erschüttert. Nach 14 Tagen dachte ich morgens bei mir; jetzt fehlen noch 50,– Mark, dann hast du gerade das Doppelte von der erbetenen Summe und ein wunderschönes Zeugnis für die Gebetsstunde in der Gemeinden. Kaum hatte ich dies zu Ende gedacht, da läutete es, und der Geldbriefträger stand wieder draußen: „50,00 Mark – unterschreiben bitte!“ Das Geld kam aus Sachsen. Auf dem Abschnitt stand: „Gruß mit Sacharia 2, 17!“: Alles Fleisch sei still vor dem Herrn; denn er hat sich aufgemacht aus seiner heiligen Stätte. Damals war es um mich geschehen. Ich kniete nieder und weinte: „Gott schenke mir doch endlich ein weiches Herz, dass ich dich besser loben und preisen kann!“. Ich dachte dann an Petrus, der einmal. überwältigt von dem Segen Gottes ausrufen mußte: „Herr, gehe von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch!“ Soviel war nun erwiesen, der Herr war hier mächtig am Werk. Die Geldsendungen stoppten genau, als das Doppelte von dem erbetenen Geld da war, um, wenn es wieder soweit war, neu zu fließen. Die Schwester aus Sachsen erzählte mir später, wie sie die Weisung bekommen hatte, mir 50.– Mark zu schicken, wie sie aber bei sich dachte, 20,– Mark tun es auch. Aber sie hatte keine Ruhe, bis tatsächlich die 50,– Mark auf der Post waren. Oh, ein wunderbarer Gott! Unsere Traktate hatten eine große Zugkraft. Sie wurden aber auch fleißig durchgebet. Überschrift, Inhalt, Druck, Versand, Verteilung, alles wurde betend überwacht. Sie enthielten neben dem Worte Gottes meistens lebensnahe, frisch erlebte Zeugnisse aus unserer Missionsarbeit. Gott hatte sich in unserer Missionsgemeinde ein Zeugenvolk zugerichtet, wie es in Jesaja 43, 21 heißt: „Dies Volk habe ich mir zugerichtet, es soll meinen Ruhm verkündigen!“ Jedes Glied der Gemeinde hatte Gott in einer anderen Weise erlebt, sie kamen aus allen Gegenden und Verhältnissen, 95 von 100 kannten Jesus auch als Arzt ihres Leibes. War das eine Herrlichkeit! Und immer weiter drang unser Zeugnis für den Herrn Jesus. Einmal wurde ich zu einer Frau geholt, die von Finsternismächten übel geplagt war. Man konnte sie in ihren Anfällen kaum bändigen. Eigentlich hätte man sie in eine Anstalt tun müssen, aber im Dritten Reich bedeutete dieser Weg den sicheren Tod. Wir nahmen es auf uns, für die Seele zu beten und zu ringen und sie im Namen Jesu von den Banden der Finsternismacht zu lösen. Damals habe ich Gott gelobt, dass, wenn diese Frau frei wird, ich seinen Ruhm in der ganzen Welt verkündigen wollte. Und diese Frau wurde tatsächlich frei. Nicht auf einmal, aber etappenweise. Ich kann hier diesen Vorgang nicht einzeln schildern aber ich will sagen, dass Gott zu unserem Zeugnis stand, und wir durch das Wirken Gottes immer neue Zeugnisse und auch Zeugenmut bekamen.

Bekehrungen im Ausland durch VMeC

Karl Fix berichtet:

Ein mir bekannter schwedischer Evangelist gab mir, von einer Balkanreise kommend, das Vermächtnis, ich möchte mich doch als Schwabe der schwäbischen Gemeinden in Ungarn und Jugoslawien annehmen. Er gab mir ein umfangreiches Adressenmaterial solcher Gemeinden, die ich nun mit Schriften betreuen sollte. Das gab nun eine besonders feine Arbeit Die lieben Brüder im Ausland haben mit den Traktaten, die ich ihnen senden durfte, eine gute Arbeit getan. Von einem Bruder weiß ich, dass er singend, zeugend und Traktate verteilend durch das ganze Land zog, wo deutsche Siedlungen waren. Ehe wir zusammen kamen, hatte er die ganze Osterwoche gefastet so sehr lag ihm die Not seines Volkes am Herzen. Ein anderer, der in der Expedition einer deutschen Fahrradzentrale in Jugoslawien tätig war, schrieb, es geht kein Fahrrad aus der Fabrikniederlassung, in dessen Werkzeugtasche nicht ein Traktat von euch ist. Während des Krieges hatten wir jugoslawischen Besuch in Berlin, und ein Bruder erzählte mir, wie er sich bekehrte, als er in seinem Schlafzimmer ein Traktat von mir fand. Wie es dahin gekommen sei, das wäre ein Rätsel bis zum heutigen Tag. Ein Trinker aus der Nähe von Budapest hat mir geschrieben, wie er durch ein Traktat frei geworden ist. So kam von allen Seiten ein herrliches Echo über unseren selbstlosen Dienst.

Millionen verbotener Schriften

Karl Fix berichtet:

Wir waren nach außen hin sicher die ärmste Gemeinde von Berlin. Das hing mit der Art unseres Dienstes zusammen, weil wir die Armen, Elenden und Verlorenen, Unheilbaren und die Gebundenen suchten. Da dachte ich oft an die Smyrnagemeinde: arm und doch reich! Reich in Gott. Ich glaube nicht, dass es eine andere gab, die so viele Opfer brachte für ihren Zeugendienst. Insgesamt haben wir bis 1939 rund zwei Millionen große vierseitige Traktate kostenlos versandt, neben Deutschland in 12 andere Länder, hauptsächlich nach Österreich, Ungarn, Jugoslawien, Kanada und Brasilien. Viele, viele Schriften gingen in die Schweiz. Um diesen Erfolg recht würdigen zu können müssen wir uns vor Augen halten, dass zu dieser Zeit das freie Verteilen von christlichen Traktaten wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses in Deutschland verboten war. Da ich aber doch überall hin Traktate versandte, war es gar nicht zu vermeiden, dass eben doch da und dort Schriften verteilt wurden. Das führte zu laufenden Anzeigen und Meldungen nach Berlin, zu immer wiederkehrenden Erhebungen der Gestapo, und es war in der Praxis so, dass ich alle Augenblicke eine Vorladung zur „Geheimen Staatspolizei“ in der Tasche hatte. Das war für mich und die ganze Missionsgemeinde eine starke Belastung. Man wußte ja nie, ob man von einem solchen Weg wieder nach Hause kommt. Dann gab es immer wieder „Hausbesuche“ (Vorsprachen und Durchsuchungen der Gestapo). Andere christliche Verleger konnten auch davon erzählen. Die Frau eines mir verbundenen Bruders in Süddeutschland klagte mir einmal darüber: „Alle im Hause und in der Nachbarschaft haben ihre Ruhe, nur wir werden dauernd untersucht und überprüft. Alle Augenblicke kommt ein anderer von der Gestapo, will etwas wissen, beschlagnahmt Schriften und nimmt diese mit. Sie hatte nur einen Wunsch: einmal wieder unbehelligt und „unverdächtigt“ leben zu können. „Wir sind doch keine Verbrecher!“ Da und dort sah es aber beinahe so aus. An einem Sonntagvormittag ging eine junge Frau von der Andacht zum Alexanderplatz, um nach Hause zu fahren. Kurz vor der U-Bahn sah sie einen Krüppel. Vielleicht noch besonders angeregt durch den Gottesdienst, greift sie in ihre Handtasche, nimmt ein Almosen und ein Traktat, um es dem Armen zu geben. Da wird sie schon von einem „Kriminalbeamten“ gestellt, muß mit auf das Präsidium, der Inhalt der Handtasche wird sichergestellt, Personalien aufgenommen usw. Später kamen dann die Vorladungen auch an mich, als den verantwortlichen Verleger und Missionsleiter.

Christen als „Freiwild“

Karl Fix berichtet:

Oft wurden wir angezeigt, auch anonym. Viele betrachteten uns, weil wir Gläubige waren, als Freiwild. Da habe ich oft meinen Dienst doch mit viel Bangen und Seufzen getan. Später mußte ich jeder Schriftensendung ein besonderes Rundschreiben beifügen: „Das öffentliche Verteilen dieser Traktate ist verboten!“ Die immer wiederkehrenden Anzeigen wollten mich bald erlahmen lassen. Mitten in mein inneres Zagen und Erwägen hinein kam plötzlich das Wort: „Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein“ (Matthäus. 5, 14). Da faßte ich neuen Mut und befahl meine Arbeit Gott an und tat meinen Schriftendienst weiter. Irgendwie mußte der Bekenntnis- und Zeugendienst für Jesus getan werden, ER sollte sagen können: „Du hast meinen Namen nicht verleugnet!“

Und der Herr stand zu uns! Die von vielen, vielen Gefahren umlauerte Volksmission wurde nicht verboten! Es war oft nahe dabei- aber es durfte nicht sein. Ein treuer Gott! Über dieses „Kapitel“ wäre ein dickes Buch zu schreiben. Was wurde da nicht alles erlebt! Ganz herrlich hat sich das Wort Matthäus 10 , 19 bewahrheitet „Wenn sie euch nun überantworten werden, so sorgt nicht, wie oder was ihr reden sollt: denn es soll euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt“, ebenso Psalm 27 , 1 – 6: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?“ und Jesaja 41 , 10: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit“.

Mit der Zeit wurden mir noch immer mehr Bestimmungen für die Schriftenmission auferlegt. Es kam eine Zeit, wo ich beanstandete Schriften nur noch ins Ausland versenden durfte. Dann mußte jede Neuerscheinung der Gestapo vorgelegt werden und nach einer kleinen Weile die Manuskripte vor der Drucklegung. Das war dann praktisch das Ende 1939.

Der letzte Einsatz

Karl Fix berichtet:

Man brauchte sich darüber keinen Illusionen hingeben: vor der Tür stand der zweite Weltkrieg. Seit Monaten hatte ich schon einen Wehrpaß mit Stellungsbefehl für den ersten Mobilmachungstag. Angeregt durch das Mahnen des Geistes Gottes bereitete ich mich innerlich und äußerlich auf diese Veränderung vor. So schrieb ich auch für alle meine Freunde der Schriftenmission einen Rundbrief zum Abschied mit dem herrlichen Trostwort: „Er hat uns gesagt, ich will dich nicht verlassen noch versäumen“ (Hebräer 13, 5b), dann packte ich für jeden noch ein Schriftenpäckchen – für alle Fälle. Als dann August 1939 die telegrafische Einberufung kam, brachten mein Sohn Wolfgang und ich (in der stillen Voraussetzung, dass einem Soldaten mehr erlaubt ist als einem Schriftenmissionar) zwei Waschkörbe Schriftenpäckchen zur Post.

Das war mein letzter großer Schriftenversand im Dritten Reich. Am nächsten Tag wurde ich „Fahrer“ bei der 3. Batterie A.R. 176 Potsdam.

Weltweite Bestätigung

Karl Fix berichtet:

Dieser Schriftenversand hatte ein Nachspiel. Die Gestapo kam noch einmal nach Hause, machte strenge Hausdurchsuchung und nahm so ziemlich die ganzen Schriften mit. Meine Frau sagte zum Abschied den Herren: „Da wird sich mein Mann im Felde aber freuen, wenn ich ihm dies schreibe.“ Darauf sagten sie: „Das ist sein Glück, dass er dort ist, sonst würden wir ihn mitnehmen!“ Unsere Schriftenmission war nun nach außen hin erledigt. Es gab für mich gar keine Möglichkeit mehr, irgend etwas zu tun. Alles in allem: Wir durften vielen guten Samen ausstreuen (das Wort Gottes!). und er ging auf und brachte viel Frucht. Wir bekamen viele Jahre hindurch Zeugnisse darüber aus aller Welt (Markus 4 ; 26-29).

Agenten im Gottesdienst

Karl Fix berichtet:

Sicher hatten sie in Berlin Speziallehrgänge für die Gestapo, immer wieder wurden junge Leute in der Zeit von 1935 bis 1945 auf uns losgelassen. „Bald mit Lieben, bald mit Leiden.“ Einmal wurde ich am Alexanderplatz als „Reichsleiter“ der Volksmission entschiedener Christen empfangen, ein andermal haben sie mich zu Hause per Auto abgeführt. Sie fragten damals beim Hauswirt, wo hier im Hause der Herr Christus wohne. Dann kam wieder ein Gestapo Beamter in die Versammlung, sagte nachher, er wolle mir ja nur helfen, und fragte mich dabei aus. Ein anderer, der längere Zeit den Überwachungsauftrag hatte, meinte, er habe ja nicht gestört, er habe unseren Ritus nach Möglichkeit mitgemacht. Damals hoben wir noch die Hände beim Singen und Beten. Das wurde später verboten, als irreführende Nachahmung des Hitlergrußes. Wir haben diese Praxis seither auch nicht wieder eingeführt. Nun auf alle Fälle kannte man sie, die von der Behörde kamen. Als wachsamer Gemeindeleiter entgingen mir die nicht, die zwischen den andächtigen Gläubigen lauernd und spionierend sich plaziert hatten. Einmal wurde ich allerdings sehr enttäuscht. Da kam doch immer wieder ein Kriminalbeamter und setzte sich auf die hinterste Bank. Er hatte es auf eine Schwester abgesehen, die bei uns im Chor sang. Das wurde mir erst später klar, als sie heirateten.

Ein junger Mann kam wochenlang abends zu unseren Bibelstunden. Ich sprach über die Waffenrüstung der Kinder Gottes und wies darauf hin, dass nur das bestehen kann, was auf dem Boden der Wahrheit gegründet ist. Was mag er in solchen Stunden wohl gedacht haben? An einem Bet- und Fasttag spionierte er in unserer Wohnung und kam sogar zu mir zu einer seelsorgerlichen Aussprache. Gott gab da viel Gnade und Weisheit. Ich erinnere mich heute noch daran, wie ihm der Schweiß ausbrach, als ich ihn nach dem „Woher“ und „Wohin“ fragte und mit ihm betete. Es wurde dann offenbar, als er Geschwister abends nach der Versammlung nach Hause begleitete und sie dabei über uns ausfragte: Wovon wir lebten, über den Krankendienst, bei dem ich die Hände auflegte usw. und ob ich Geld dafür nehme. Diese Proben durften wir alle in der Gnade Gottes bestehen. Bei den vielen Vorladungen zur Gestapo mußte ich viel lernen; dann durfte ich aber das Wunderbare erleben, was der Herr Jesus seinen Jüngern verheißen hat „Wenn sie euch nun überantworten werden, so sorgt nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es soll euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet.“ Bei einer Vernehmung sagte der Beamte plötzlich: „Eine andere Frage, die ich schon längst klären sollte: Beten Sie auch mit den Kranken?“ Ich sagte: „Wir sind entschiedene Christen, es gibt in unserem Leben nichts, für das wir nicht beten würden. So beten wir erst recht, wenn wir krank sind. Er fragte weiter: „Und werden dann auch die Kranken gesund?“ Darauf durfte ich sagen: „Vom Herrn Jesus steht geschrieben, dass er einmal in seine Vaterstadt kam und daselbst nichts tun konnte und er wunderte sich ihres Unglaubens.“ Da war es einen Augenblick ganz still. Ich selbst war wohl am meisten verwundert über diese Antwort.

Ein andermal sagte mir ein Beamter, was die Christen für schlechte Leute seien. (Damals waren Sittlichkeitsverhandlungen gegen Christen im Gange). Man könnte weder den Kirchen noch den Gemeinschaften trauen: 50% seien politisch nicht interessiert und staatsfeindlich, viele nur aufs Geld aus, andere seien sonst nicht einwandfrei, höchstens 10% von allen seien echt. Nun wir zählten uns ja zu den echten, aber das mußte Gott bestätigen! An diesem Tag ging ich heim und weinte vor Scham. Ich mußte dabei im Gebet an 2. Timotheus 3; 1 – 9 denken. Gott schenkte uns viel Gnade, dass wir allezeit in Wahrhaftigkeit vor ihm wandeln.

Anschluß oder Unabhängigkeit?

Pfingstliche Freunde sagten: „Schließt euch unserem Bund an, sonst werdet ihr verboten.“ Nach ernstem Gebet bekam ich die Weisung (Jesaja: 8, 12 – 13): „lhr sollt nicht sagen Bund, dieses Volk redet nichts denn von Bund. Fürchtet euch nicht also, wie sie tun, und lasset euch nicht grauen; sondern heiliget den Herrn Zebaoth. Den lasset euer Furcht und Schrecken sein.“ (Luther, Ausgabe 1912).Die freien Pfingstgemeinden wurden dann eine nach der anderen verboten. Wir durften uns aber noch immer versammeln. Ein Berliner Pfingstprediger ging nach dem Verbot seiner Gemeinde zur Gestapo sicher zur Beschwerde, und fragte dabei, warum seine Gemeinde verboten wurde und die unsere noch offen sei? Da sagte der Beamte, wir seien jetzt die nächsten, die verboten würden. Das hat der Mann dann auch am nächsten Sonntag als Gastprediger bei einer anderen Gemeinde von der Kanzel herab verkündigt. Ach, wie war es uns da oft weh ums Herz. Aber sie schafften es nicht! Der Herr Jesus bekannte sich zu seinem Werk und zu seinen Verheißungen: „Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen“ (Offenbarung 3, 8)

In diesen Jahren tauchte immer wieder die Frage auf, auch bei den Vernehmungen der Gestapo (Geheime Staatspolizei): Was ist der Unterschied zwischen uns und den Pfingstgemeinden? – Wir singen alle aus dem Pfingstjubel. wir haben die gleiche Lehre, nur in der Praxis unterscheiden wir uns stark. Wir verkünden das volle Heil in Christo Jesu und achten auf geordnete Versammlungen (1. Korinther 14: 33 – 40). Mehr konnte und wollte ich nicht sagen. Es war eine böse Zeit, die Zeit des großen Verrats: „Dann werden viele abfallen und werden sich untereinander verraten und werden sich untereinander hassen“ ( Matthäus 24, 10). Wenn ein Mann sich scheiden lassen wollte, brauchte er nur zu sagen: „Meine Frau geht zu einer staatsfeindlichen Sekte“ – und schon war’s geschehen! Ach, wie war das alles oft so häßlich. Aber Gottes Treue war über allen groß und wunderbar (Psalm 124 und 125).

Den Armen zugetan

Karl Fix berichtet:

Als längst die Macht der Gestapo gebrochen war, fragte ich Freunde einer anderen Gemeinde, warum wir ihrer Meinung nach nicht verboten worden waren. Das Gespräch ergab sich gerade so. Da sagte mein Freund: „Wegen eurer Wohltätigkeit“ Ich dachte darüber nach. Die Wartung der Armen war uns sicher besonders ans Herz gelegt. Oft mußten wir auch da Gott um die Mittel bitten, aber diese kamen immer neu. Sozialhilfe, wie wir sie heute kennen, gab es damals nicht. Gott hört auch diese Gebete besonders gerne. Gal. 6 , 9 – 10). „Laßt uns aber Gutes tun und nicht müde werden, denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen. Darum, solange wir noch Zeit haben, laßt uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.“ Wir hatten auch einen feinen Gemeindehaushalt. Unser Monatsüberschuß von Gemeindeeinnahmen und Gemeindeausgaben wurde in drei Drittel aufgeteilt: ein Drittel für die Armen, ein Drittel für die Schriftenmission, und ein Drittel war Rücklage für die Baukasse etc. Die zwei ersten Drittel brachten die meiste Frucht, das ist offenbar. (Eine Außenmission der Volksmission gab es damals noch nicht)

Die ärmste Gemeinde Berlins

Karl Fix berichtet:

Nach außen hin waren wir bestimmt die ärmste Gemeinde von Berlin. „Ein geringer Haufen armer Leute“ aber es hat Gott gefallen, uns in ihm reich zu machen. Die Saaleinrichtung war sehr arm. An den Wänden hingen zunächst zwei Papiertransparente, von einem Maler gemalt Auf dem großen, die ganze Längsseite der Wand in Anspruch nehmenden, lasen wir das Wort aus Offenbarung 5 ,13: „Dem, der auf dem Stuhl sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ Das war mir so ins Herz gegeben, eben der Lobpreis Gottes für das Wunderwerk der vollbrachten Erlösung.

Am Saalende, am hinteren Eingang, hing ein kleiner Spruch, der vielen Kritikern ein Ärgernis war. l. Petrus 3 ; 10 – 11: „Denn wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge, dass sie nichts Böses rede, und seine Lippen, dass sie nicht betrügen. Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach.“

In unseren Versammlungen durfte nicht gesprochen werden. Es mußte gebetet werden. Bald war es dann so, dass man, wenn man am Sonntagmorgen nicht frühzeitig kam, keinen Platz mehr fand. Zeitweise mußte ich sogar die Geschwister bitten, in Schichten zu kommen, das heißt, die vormittags in der Versammlung waren, sollten nachmittags zu Hause bleiben.

Wir waren uns von vornherein darüber einig, dass wir den biblischen Weg gehen wollen. Zur Gemeinde konnte nur gehören, wer großgetauft war, und nur diese durften am Gedächtnismahl teilhaben. Wir hatten auch unsere besonderen Gemeindestunden. Es gab bei uns eine bestimmte Ordnung, die mit die Voraussetzung für eine biblische Gemeinde bildete: Dem Herrn ganz hingegeben, ihm geweiht, und von ihm beauftragt (Offb. 1: 4-6). Dieser heilige Boden, der durch die vollbrachte Erlösung für die teuer bluterkaufte Schar bereitet war, bewies sich als das Fundament, auf das Gott baute und sich herrlich offenbarte.

Wer seid ihr?

Karl Fix berichtet:

Es wurde auch gefragt, aus welchen Kreisen die Glieder unserer Gemeinde kamen. Nun, sie kamen von überall her. Zunächst waren da einige aus freien Kreisen auf pfingstlichem Boden, die keinen Anschluß hatten. Dann kamen Freunde der „vollen Erlösung“. Es kamen liebe Möttlinger Geschwister und bei den zunehmenden Verboten der Pfingstgemeinde kamen auch viele Pfingstleute, dazu eine große Schar neu erretteter Seelen. Es waren zunächst viele ältere Frauen darunter. Man machte mir auch darüber Vorhaltungen. Ich sagte zu einem Kritiker: „Wenn Sie wüßten, was diese lieben Frauen alles in ihrem Leben schon hinter sich haben und erdulden und ertragen mußten, dann könnten sie verstehen, dass sie die volle Erlösung und das volle Heil in Christo Jesu besonders bedürfen.“ Wenn der Herr Jesus die Mühseligen und Beladenen gerufen hat, zu ihm zu kommen, so waren diese lieben Geschwister die Allerbedürftigsten, die die Hilfe Gottes brauchten, und sie haben sie auch erfahren.

Geisteswirken

Karl Fix berichtet:

Und dann kamen auch die anderen. Es sind mir da viele rührende Beispiele bekannt. Eine alte Schwester brachte ihre Nichte aus kinderreicher Familie. Ihr stand eine lebensgefährliche Operation bevor. Sie bekehrte sich, Gott rührte sie an, und sie wurde gesund. Gott war uns in den Versammlungen so nahe, dass oft schon während des Eingangsgebetes Kranke gesund wurden, und es geschahen viele Zeichen und Wunder. Alte Menschen, gehbehindert, wurden wieder jung und lebendig. Es erfüllte sich in aller Schwachheit wunderbar das Wort Gottes: „Denn alle Gottesverheißungen sind Ja in ihm und sind Amen in ihm, Gott zum Lobe durch uns“ (2. Kor. 1: 20).

Im Sommer 1935 durften wir unsere erste Evangelisation mit dem schwedischen Evangelisten Grunewald halten. Als Ausländer war er für uns eine große Belastung wegen der Geheimen Staatspolizei und seiner schwedischen Unbekümmertheit, die dazu führte, dass er einmal mitgenommen wurde, weil er seinen Reisepaß zu Hause im Koffer gelassen hatte. Mich hatten sie schon am ersten Tag morgens um 6 Uhr mit Polizeitelegramm aus dem Bett geholt, und den ganzen Tag ging´s von Dienststelle zu Dienststelle, um dem „Gesetz Genüge zu tun“. Das belastete mich und die Gemeinde sehr. Aber das alles half, dass der Feuereifer um die Sache des Herrn in unserem Herzen „glühte“. Draußen am Tegeler See fand in aller Öffentlichkeit die erste Großtaufe statt!

Missionsdienste

Karl Fix berichtet:

Bruder Grunewald hat uns in der Führung Gottes große Dienste getan als treuer, hingegebener Evangelist. der über eine weltweite Erfahrung verfügte. Damals unternahm er auch eine Missionsreise nach Österreich, Ungarn und Jugoslawien und stellte so zwischen uns die Verbindung her, die später besonders durch die Schriftenmission reich gesegnet wurde. So hat die Gemeinde angefangen. sich zu bauen, und sie nahm zu nach innen und nach außen. Geistig waren wir sehr mobil, dazu zwang uns die Zeit. Der Aufbau des Hitlerreiches, die fortwährende Abwehr feindlicher Angriffe, die dem Werk ein Ende bereiten wollten, brachten die Notwendigkeit ständigen Wachens und Betens, um den Kampf für den Herrn Jesus zu bestehen.

Vom Weckhof in die Schweiz

Karl Fix berichtet:

Schon bald durfte durch Vermittlung meiner Verwandten in Süddeutschland die Verbindung zum Weckhof (bei Künzelsau), meiner späteren zweiten geistigen Heimat, hergestellt werden.

Bruder Georg Breuninger (sen.) war seinerseits bereits Leiter der örtlichen Gemeinde. Dort lernte ich auch den lieben, alten Bruder Hebeisen kennen, der mich in seine Schweizer Arbeit einlud, und dann und wann durfte ich nun in der Schweiz dienen, wenn es auch schwer war, von der Gestapo jeweils eine Ausreiseerlaubnis zu erhalten. Unvergeßlich bleibt zuerst noch ein Besuch in Basel. Ich durfte dort im „Verein entschiedener Christen“ Klingentalgraben 7, Versammlungen halten. Ich konnte dabei auch meinen Freund und Lebensretter, Alfred Geisnich, besuchen. Oh, was war da für ein Jubel in meiner Seele ein neu geschenktes Leben zu haben und die Treue Gottes zu bewundern und zu bezeugen. Ich habe schon angedeutet, dass das erste Jahr meines Gläubigseins ein ganz besonders schweres Jahr an Versuchungen und Anfechtungen war. Trotz der großen, geistlichen Segnungen oder gerade deshalb? Und jetzt war es mir so groß, nachdem dieser Kampf überstanden war, und ich eine freie Bahn zur Verkündigung des vollen Heils hatte. Wie pries ich den Sieg Gottes und sprach immer wieder darüber: „Der Herr ist treu, er bringt die Seinen durch alles hindurch.“ Damals hatte ich eine Grunddevise für das Glaubensleben, die auch heute noch ihre Gültigkeit hat: „Der Herr läßt es dem Aufrichtigen gelingen, und dem Demütigen gibt er Gnade.“

Nach Sachsen in die Stille

Karl Fix berichtet:

Besonders erquickt haben mich die Sachsenreisen, die mich zu meinen lieben Geschwistern nach Zittau, Groß-Schönau und Waltersdorf brachten. Dort haben wir immer wieder alles durch gebetet. Aus der Stille heraus bekam ich neue Weisungen für den Dienst, und die zurecht bringende Gnade war so gewaltig in den geistesmächtigen Gebetsstunden. Dort konnte ich auch den Weg sehen, den wir später, besonders durch die Not der Verfolgung und der Kriegsjahre gehen mußten. Ich dufte es damals schon wissen und Gott hat es mir immer wieder neu bestätigt, dass nach dem „grausamen Geschehen“ Gott uns erst recht gebrauchen wird zur Seelenrettung und um noch für viele Menschen ein Segen zu sein. Daran konnte ich mich auch später in den schlimmsten Zeiten und Stunden halten und wissen: „Die Rechte des Herrn ist erhöht, die Rechte des Herrn behält den Sieg“ (Psalm 118, 16 – 18)

Bruder Fix berichtet auch von einer Schwester Anna in Sachsen in der Lausitz, die Ihm geistig viel geholfen hat. Sie war viele Jahre asthmakrank und bettlägerig. Sie wurde durch Gebet geheilt und mit dem Heiligen Geist getauft. Sie war die einzige Gläubige im Dorf. Sie durfte mit einer unheilbar Kranken beten, diese wurde gesund und es entstand in diesem Dorf eine Gemeinde. Diese Mutter in Christo hatte ein feines Rezept in ihrem kindlichen Glauben für alle Probleme des Lebens und dieses hieß: „Das müssen wir dem Vater sagen“. Gleich wurde niedergekniet und gebetet. In dieser absoluten Gegenwart Gottes geschahen immer wieder neue Wunder, die Bruder Fix, so sagte er, gerne erzählen möchte, aber kein Buch der Welt könnte alle fassen, und die Klugen würden es auch nicht verstehen, denn „Er hat es den Unmündigen offenbart“ (Matthäus 11, 25b)

Im März 1938 wurde Österreich an Deutschland angeschlossen. In Wien hatten schwedische Geschwister nach dem ersten Weltkrieg eine gute Missionsarbeit begonnen und es wurde einen biblische Gemeinde gegründet. Unter der katholischen Regierung Österreichs wurde diese Gemeinde verboten und die Gläubigen auch mancher Verfolgung ausgesetzt. Bruder Fix wurde gebeten nach Wien zu kommen, um etwas für die verbotenen Gemeinde zu tun. Durch die Schriftenmission hatte die Volksmission Verbindungen nach Österreich und Bruder Fix besuchte die Gläubigen in Salzburg, Wien und Graz. Bruder Fix schreibt: „Weil ich von Berlin kam, hatte ich nach dem Anschluß von Österreich an Deutschland in Wien manche Vorrechte. Jedoch war es schwer für die verbotene Gemeinde, wieder die Versammlungsfreiheit und einen passenden Saal zu bekommen. Gott half auch hier. Nach einem zähen Glaubenskampf durften wir in Zusammenarbeit mit Bruder Gabriel Germ dann die Missionsgemeinde in Wien eröffnen. Es ergab sich eine segensreiche Zusammenarbeit. Mit den Geschwistern in Österreich hatten wir bis 1945 und darüber hinaus eine besonders herzliche Verbindung.

Rettender Engel aus Wien

Karl Fix berichtet:

Bruder Germ war unser Missionsvertreter für Österreich. Er kam auch während des Krieges zu uns nach Berlin und war uns oft wie ein rettender Engel, wenn er für die hungernden Berliner immer wieder einen Wäschebeutel Kommißbrote mitbrachte. Im Frühjahr I939 konnte ich noch einmal die mit uns verbundenen Gemeinden in Österreich, n der Schweiz und in Süddeutschland besuchen. Gott hatte es mir ins Herz gegeben, die Gemeinden auf das Kommende vorzubereiten. Ich sprach auf dieser Reise immer wieder über die „Sieben köstlichen Verheißungen“ aus Psalm 91, 14 – 16 und ermahnte die Gläubigen, sich fest an den Herrn zu halten. Mir selbst wurden diese Verheißungen in den Tagen des Schreckens ganz besonders wertvoll und wichtig.
Recht gesegnete Tage erlebte ich noch in der Schweiz. Mit meinem lieben Freund zusammen besuchten wir die Landesausstellung in Zürich. Später habe ich oft darüber nachgedacht. Es war. als wollte Gott noch einmal alle Schönheit dieser Erde vor uns ausbreiten, ehe der schreckliche Krieg kam. Anfang August durfte ich nach dem Besuch in Stuttgart, Ludwigsburg und in meiner Heimat nochmals auf dem Weckhof (bei Künzelsau) sein. Damals konnte ich es den Geschwistern offen sagen, was kommen wird.

Der Zweite Weltkrieg

Der schweren Zeit Anfang

Karl Fix berichtet:

Und dann kam der große, schreckliche Krieg. Jahrelang hat uns der Geist Gottes auf diese schwere Zeit vorbereitet und wie schon berichtet, hatten wir uns auch in der Schriftenmission darauf eingerichtet. Es war Ende August 1939, als morgens gegen 6 Uhr die telegrafische Einberufung kam. Ich ging sofort in meine Gebetsecke und betete dort lange. Ich wußte, dieser Tag ist ein großer Meilenstein auf dem Weg der Erfüllung alles dessen, was noch geschehen muß, bis dass der Herr Jesus kommt. Später besuchte ich meine Familie draußen in der Laubenkolonie, die uns Gläubige bei der Geburt unserer Zwillinge zur Verfügung stellten. Nun galt es alles rasch zu ordnen und Abschied zu nehmen. Durch die Gnade Gottes hatten wir einige treue Älteste, denen das Werk des Herrn anvertraut werden konnte.

Kriegsleiden und Bewahrung

Karl Fix berichtet:

Es gäbe nun viel zu schreiben über die Führungen und über die wunderbaren Bewahrungen Gottes in viel Not und Gefahren; aber das ist ja etwas Persönliches und braucht hier nicht in den Vordergrund treten. Tatsache ist, dass die Gemeinde treu für mich und meine Familie betete, und ich auch dort, wo immer mich das Kommando oder besser gesagt Gottes Treue hinführte, ein Zeugnis sein durfte. Manches Mal war es direkt beschämend. An Strapazen wurde mir allerdings nicht viel erspart. Im Gegenteil, es war bekannt, dass man mir vertrauen konnte. Aus der treuen Pflichterfüllung heraus im Kleinen wurde mir immer wieder mehr zugemutet als den anderen. Auch für alle ein Vorbild sein zu dürfen, betrachte ich als eine besondere Gnade.
Am Kriegsgeschehen mußte ich nicht aktiv teilnehmen, aber als Führer einer Munitionskolonne war ich doch überall mit dabei. In der Schrift steht ..Sehet zu!“ Nun. ich habe viel gesehen, und wenn es ganz nahe war, habe ich Gott auch immer wieder gebeten es hinweg zu nehmen. In all den furchtbaren Zeiten gab es für mich einen wunderbaren Trost in den zwei Bibelworten, Matth. 6, 8: „Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe ihr ihn bittet“, und die schon erwähnte Verheißung aus dem 91. Psalm. Wie wunderbar der Trost: „er kennt meinen Namen, darum will ich ihn schützen“. Einmal wollte ich mit Gewalt eine Änderung erzwingen. Nach stürmischen Beten bekam ich vom Herrn das Wort: „Schicket euch in die Zeit. Seid geduldig in Trübsal haltet an am Gebet“ (Röm. 12, 1)

Im Jahre 1941 sollte mein Jahrgang (1897) altershalber von der Front zurückgenommen werden. Zweimal wurde mir gesagt, mein Gesuch sei bewilligt, es wären nur noch einige Formalitäten zu erfüllen. Aber dann ging mein Leidensweg über Ungarn, Rumänien, Bulgarien, bis an die russische Winterfront. Dort mußten wir Unsägliches leiden. Gottes Treue hat mich auch da getragen, wo andere verzagten und verzweifelten. Neben vielen Läusen, Gicht und Rheuma und besonders schmerzhaften Erfrierungen, hatten wir noch eine besondere Seuche, das Wolhynische Fieber. Es begann mit Brennen im Schienbein, brachte Fieberanfälle, Knochen- und Gelenkschmerzen. Da wollte ich es wie die andern machen, mich krank melden und „abhauen“! Aber Gott hat das nicht zugelassen. Das war eine schlimme Nacht. Als Gott mit mir ins Gericht ging. Und dann blieb ich. „Euer Vater weiß…“ Nie wäre ich dahin gekommen, wo mich Gott gebrauchen und segnen wollte, hätte ich mir meine Wege selbst gewählt. Aber dann geschah, was die Truppenführung nicht haben wollte, und ich kaum noch glauben konnte: ich kam in die Heimat. Auf einem langen Transportweg von vier Wochen durfte ich am 20. April 1942 in ein deutsches Lazarett eingeliefert werden. Gott hat auch da ein großes Wunder getan. Ich kam wieder zur Gemeinde, und Gott tat ein weiteres Wunder. Durch die Vermittlung eines Kameraden kam ich zum Stabsquartier des Oberkommandos der Wehrmacht, Chiffrierabteilung, eine Geheimdienststelle der ausländischen Rundfunküberwachung. Da ich dort in der Hauptsache Nachtdienst hatte, konnte ich während dem Rest des Krieges beinahe alle unsere Versammlungen besuchen und der Gemeinde in der schlimmsten Notzeit vorstehen. Dass ich nun gerade in dieser Zeit bei den Geschwistern sein durfte, das war die Führung Gottes, und dafür haben wir ihn dann auch immer wieder gepriesen.

Verzweifelte fanden neuen Glaubensmut

Karl Fix berichtet:

Die Zeiten in Berlin wurden jetzt sehr hart. Meine Familie mußte nach Süddeutschland evakuiert werden. Die Bombenangriffe häuften sich bei Tag und Nacht. Oft ging ich noch des Nachts aus dem Keller, um nach unserem Versammlungsraum Ausschau zu halten. Gott hat ihn uns bis zu den letzten Kriegstagen erhalten. Jetzt war die Höchste Straße 27 eine besonders geeignete Stätte. Viele haben hier Trost und Hilfe gefunden. Interessante Begegnungen mit vielen Menschen durften wir in diesen Tagen haben. Auch da wurden Menschen errettet, die heute noch zu uns gehören. Hier haben Verzweifelte neuen Glaubensmut gefunden. Die Versammlungen waren so gesegnet, dass ich es oft vergaß, dass Krieg ist. Wenn ich dann aus den Versammlungen kam und sah hin und her die Ruinen, kam ich immer wieder erst zur harten Wirklichkeit zurück. Ja, „die Stadt Gottes soll fein lustig bleiben, wenn gleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken“ (Psalm 46) Was ist das für ein Vorrecht. in der schweren Zeit ein gläubiger Christ zu sein, inmitten einer gläubigen Gemeinde. In unseren Zeugnisrunden hörte man oft nur noch von Luftminen, Brandbomben und vielen anderen Dingen; über allem aber von der bewahrenden Hand Gottes und seiner Treue. Oft reichte es zwischen Voralarm und Eintreffen der Bomber gerade noch zum Alexanderplatz in die U-Bahn. Ich erinnere mich, wie wir oft stundenlang im untersten Bahnsteig E standen und uns über Gott und Gottes Wort unterhielten, während oben die Bomben fielen. Das sei auch nur am Rande vermerkt. Gott kann mitten in der Trübsal wunderbar segnen, seinen Kindern wohltun nach Leib, Seele und Geist. Ihm auch dafür die Ehre. In all dieser Zeit hatten wir ein besonders tiefes Gotterleben. In den Nottagen wurde ein Stück Urchristentum lebendig: „Sie hielten alle Dinge gemein“ (Apg. 2, 44). Die Geschwister teilten Unterkunft und letzte Nahrung. Viele Menschen fanden in diesen Tagen der besonderen Anfechtung in der Gemeinde Gottes Trost, Hilfe und Zurechtbringung.

Anmerkungen einer Sozialistin

Wir haben aus dieser Zeit ein besonders wertvolles Zeugnis von der inzwischen heim gegangenen Sozialistin Frau Dr. Hildegard Wegscheider (frühere SPD Abgeordnete im preußischen Landtag). Sie hat sich während des Krieges bekehrt und hat es oft bezeugt, auch vor ihren Genossen, wie glücklich sie geworden ist im Herrn Jesus. Dieses Zeugnis wurde später sogar in der Festschrift „Wir sind doch Brüder“ zum 1. Kirchentag in Berlin unter dem Titel „Die verborgene Gemeinde“ Seite 41-46 veröffentlicht und lautet: „Dass Berlin heute wieder lebt nach dem furchtbaren Nervenfieber der Hitler Herrschaft und der letzten Monate des zweiten Weltkrieges, ist der Verdienst seiner verborgenen Gemeinde von Christen.“ Als ein Beweis dient die Aussage einer unverdächtigen Zeugin, und zwar der Schluß der Lebenserinnerungen der 76jährigen Hildgard Wegscheider. Dort heißt es:

„Meine Kraft reichte nicht mehr! Alles um mich und in mir war dunkel, hoffnungslos! Da geschah etwas sehr Merkwürdiges: Ich fragte einen Bekannten, der eine jüdische Frau hat, ob er mir wohl helfen könne, eine jüdische Dame besser unterzubringen. Er lehnte es ab und verwies mich auf Gottes Hilfe in einer Art, die ich fast wie Hohn empfand. Er erzählte von seiner Gemeinde, von den Rednern, die dort wirkten, und halb in der Hoffnung dort Hilfe für meinen Schützling zu finden, ging ich am Sonntag mit. Es war ganz anders, als es meinen Lebensgewohnheiten entsprach. Meine ästhetischen Empfindungen wurden nicht befriedigt. Aber da waren ein paar hundert Leute, viele von ihnen alte Frauen wie ja auch ich, die hingegeben einem Redner lauschten, der in der Feldwebeluniform (Bruder Karl Fix durfte in den Kriegsjahren 1942 bis 1945, abkommandiert zum Stabsquartier des Oberkommandos der Wehrmacht, selbst die Berliner Gemeinde betreuen) ganz schlicht vor uns stand, aber von einer inneren Wahrhaftigkeit erfüllt war, die mir aus Herz griff. Ich ging wieder und wieder hin; der Weg wurde mir schwer; das Versammlungslokal war in der Höchste Straße, und ich fühlte mich oft so schwach, dass ich hinfiel. aber ganz allmählich überwand ich die Fremdheit, es wuchs in mir eine große Hoffnung: die Menschen dort halfen mir, als sie sahen, wie notwendig das war, und unter unsäglichen Tränen konnte ich ein ganz neues Leben beginnen. Ich stand nicht mehr allein unter meiner Schuld, sondern erlebte die Kraft einer Erlösung von aller Schuld. Es hat lange gedauert, sehr alte Gewohnheiten des Denkens und des Fühlens mußten absterben; neue traten an ihre Stelle. Wie anders aber war es jetzt, wenn die Sirene erklang. Ich wußte, hier entschied sich ein Stück Weltgeschichte, nicht durch unser Eingreifen und Handeln, sondern durch göttliche Kraft. Die großen Kämpfe der Menschen auf den Schlachtfeldern waren nur ein Abbild der großen Wandlung der Menschengeschichte. So kam Frieden und Ruhe in mich, so kam ich ohne Angst durch die Angstzeit der Kapitulation. Ich konnte wieder teilnehmen an dem großen Geschehen, empfand wieder lebendig den Segen, den die Freiheit vom Druck der Ungerechtigkeit und der Bosheit gibt. Meine Freunde sahen mir zweifelnd und ängstlich zu. Die Veränderung war ihnen bedenklich, aber weil sie mich liebten hatten sie Geduld gehabt und es ausgehalten. Ja als 1944 Weihnachten wurde kamen einige von ihnen und lasen mit mir die Weihnachtsgeschichte, weil sie dachten, das würde mir wohltun. Und so bin ich seitdem reich gesegnet.“

Präses Kurt Scharf sagt hierzu:

„Dies hat eine bekannte Sozialistin geschrieben, als ihr wie durch einen Zufall und doch eben nicht zufällig, eine verborgene – bekennende Gemeinde begegnet war. Aus solchen Zeilen hat der aus tiefen Wunden blutende, vom Wundfieber geschüttelte Organismus unserer zerstörten Heimatstadt seine Lebenskraft erneuert. Das Gebet und die Zuversicht von ein paar tausend Greisen und Frauen unter Millionen und ihr so manches Mal unsinnig verwegenes Bekenntnis einer Liebe, die sich nicht erbittern und nicht enttäuschen lies, sind die Bunkerwände aus Beton gewesen, die das Feuer der sonst alles ergreifenden Vernichtung nicht zu durchdringen vermochte. Unter ihrem Schutz hat Gott so viel Saatgut erhalten, als er brauchte, um neue Frucht wachsen zu lassen.“

Die letzten Kriegstage

Karl Fix berichtet:

Mit anderen Persönlichkeiten kamen wir da noch in Verbindung, die heute irgendwo auch im politischen Leben eine Rolle spielen. Damit sei nur bezeugt, dass Gott der Volksmission Gnade geschenkt hat. In alle Schichten der Bevölkerung hinein, von der ärmsten Frau bis zum General im Luftfahrtministerium und sonstigen Größen durfte die Volksmission ein lebendiges Zeugnis sein. Dem Herrn auch dafür Dank. Im März 1945 gingen an einem Mittag im Bombenhagel die ganzen Wohnviertel rund um Friedrichshain in Flammen auf. Ein unvergeßlicher Tag. Ich selbst predigte am Vormittag in der Moabiter Gemeinde in der Bremer Straße. Dort wurden wir von einem Großangriff überrascht und saßen im Luftschutzkeller einer Schule. Die Bomben fielen so nah, dass sogar im Keller eine Schwester durch den Luftdruck zu Boden fiel. Als wir später nach der Entwarnung oben die Verwüstungen sahen, sind Geschwister auf der Straße niedergekniet und haben Gott für die Bewahrung gedankt. Andere haben sich fassungslos umarmt und geweint. Von drei Seiten war das Schulhaus beschädigt und wir blieben am Leben! Der Nachhauseweg war schwierig – auch die Fennbrücke war zerstört. Ich wollte ein wenig ruhen, um dann in der Höchste Straße eine Versammlung zu halten. Aber je näher ich gegen 16 Uhr dem Versammlungshaus kam, desto mehr sah ich Feuer, Rauch und Verwüstung. In Rauch und Flammen nahm ich Abschied von unserer Segensstätte Höchster Straße. Ich selbst sollte jetzt weg von Berlin. Der Wehrmachtsstab sollte nach Süden verlegt werden. Mein Abtransport verzögerte sich allerdings, und so konnte ich bis in die Apriltage 1945 der bereits schwer geprüften Gemeinde dienen.


Die Berliner Gemeinde nach dem Krieg

27.03.1945
Höchste Straße 27 zerstört, für 3 Jahre und 6 Monate war das Lazaruskrankenhaus das Domizil bzw. die dortige Kapelle. Bruder Fix bekam für Berlin keine Zuzugsgenehmigung, da er keinen Mangelberuf ausübte.

10.09.1949
Es konnte in der damaligen Ostzone in der Anklamerstraße das Gebäude der Ostpreußischen Gebetsvereins übernommen werden. Eine Gemeinde ist heute noch dort. Sie wird von Erhart Zeiser geleitet. Pfingsten 1950 wurde der Saal beschlagnahmt und Ende 1953 zurückgegeben.

1950 – 1959
Zeltarbeit in Berlin – Wedding und Moabit, 2 Jahre auch in Steglitz und Neukölln mit dem Christopheruszelt.

1951
Paulstraße 13/14 wurde angemietet.

1967
Müllerstraße angemietet.

1988
Eigenes Gemeindezentrum in Berlin-Reinickendorf im Klenzepfad 12.

2005
Umzug in die Begegnungskirche in der Gotthardstraße 35.

Die Volksmission in Süddeutschland

Die Anfänge zwischen den Weltkriegen

Kurz nach dem ersten Weltkrieg hatte eine namentlich nicht bekannte Schwester bei einem längeren Amerikaaufenthalt eine Pfingstgemeinde kennen gelernt und die Geistestaufe erlebt. Sie war von dieser Wahrheit ergriffen und legte nun jeden Sonntagnachmittag in der Stubenversammlung in der Hördtstraße 2 in Zuffenhausen das Wort aus. Diese kleine Gemeinde von 10 – 12 Geschwistern erwartete in Bälde die Wiederkunft des Herrn. Sie legten sich deshalb kein Sparbuch an, und waren sehr darauf bedacht, nicht den Eitelkeiten dieser Welt wie Hutmoden und dergleichen mehr zu verfallen. Der Gabendienst wurde um so mehr gepflegt. Im Jahre 1932 zog eine Schwester mit ihrem Mann vom Hohenlohischen Kemmeten nach Zuffenhausen in die Hördtstraße. Ihr Vater besuchte seinerzeit die Versammlungen auf dem Weckhof. So kam der Kontakt zur „Freien Pfingstgemeinde Weckhof“, heute Missionsgemeinde Künzelsau, zustande. Zu der Zeit konnte die Schwester aus Amerika altershalber die Versammlungen in der Hördtstraße 2 nicht mehr leiten. Die Brüder der Gemeinde Weckhof übernahmen jetzt diesen Dienst Bruder Breuninger und Bruder Egner, sowie einige andere Prediger, dienten nun abwechslungsweise Sonntag für Sonntag in der Hördtstraße 2. Ein besonderer Höhepunkt war es, als Karl Fix, der aus der Weckhofer Gegend (Kupferzell) stammt, im Jahre 1937 oder 1938 eine Bibelstunde hielt. Die Begegnungen in der Hördtstraße sollten noch bedeutsam werden. Der Herr hielt deshalb seine Hand über diese kleine Schar, die von Herzen aus dem Pfingstjubel sang und gewiß von den Nachbarn während des dritten Reiches kritisch beobachtet, aber nicht behelligt wurde. Parallel zu diesem Kreis, der Karl Fix Heimat und Absteigequartier wurde, entwickelte sich eine Gebetsstunde ähnlicher Art in der Brackenheimer Straße, etwa 10 Minuten zu Fuß von der Hördtstraße entfernt. Keiner wußte jedoch zunächst etwas von der Existenz des anderen. Auch hier leitete eine Schwester die „Stunden“ auch sie hatte im Ausland Pfingsten erlebt Schwester Paula Gassner. Paula Gassner, geboren am 17.09.1890, wurde als 5 jähriges Mädchen von einer schweren Hirnhautentzündung durch das Gebet eines gläubigen Schäfers geheilt. Sie war schon 9 Tage bewußtlos gewesen. Als Kind schon war sie dem Evangelium aufgeschlossen. Als sie 35 Jahre alt war begegnete ihr der Herr Jesus in einer Vision, und sie empfing die völlige Heilsgewißheit und wurde von einem Herzleiden geheilt. Durch die Führung Gottes kam sie 1930/1931 nach London zur Betreuung einer französisch sprechenden Dame. Dort kam sie in eine Pfingstgemeinde, ließ sich taufen und erlebte die Geistestaufe. Sie bekam einen Ruf zum evangelistischen Dienst und hielt mit Geschwistern im Hyde Park in London Freiversammlungen. Vermutlich 1936 bekam sie die Weisung nach Deutschland zurück zu kehren. Zunächst arbeitete sie einige Zeit in einem Missionsheim in Roßdorf. Sie bemühte sich bis zu den höchsten Stellen in Berlin, um eine Genehmigung in Stuttgart Freiversammlungen abhalten zu dürfen. Dies wurde ganz entschieden abgelehnt. Sie lud dann Menschen in ihre Cannstatter Wohnung zu wöchentlichen Zusammenkünften ein, die Wohnung wurde zu klein, deshalb wurden ihre Zusammenkünfte auf verschiedene Abende und Häuser verteilt. In einer neuen Zinkbadewanne wurden die gläubig gewordenen getauft, auch in Zuffenhausen. Durch die Heilung eines gelähmten tauben Mannes brach eine Erweckung aus. Der geheilte Mann stellte seine Wohnung für Versammlungen zur Verfügung. Das war im Jahr 1937. Schwester Paula Gassner hat später 1937 als Jahr der Gründung der Glaubensgemeinde angegeben, was so nicht richtig ist. Bald erschien die Gestapo und erklärte, dass die Versammlungen verboten sind. Die Wohnung in denen die Versammlungen stattgefunden hatten, wurde von den Nachbarn gestürmt und die ganze Habe der Eheleute in den Hof transportiert. Die Geschwister fanden außerhalb Stuttgarts eine andere Wohnung. Die Versammlungen fanden heimlich in einem anderen Haus statt. Die Gestapo war weiter hinter Schwester Paula Gassner her, der Herr hat sie jedoch bewahrt. Bereits 1938/1939 predigte Karl Fix im Gebetskreis von Schwester Paula Gassner.

Die erste Versammlung nach dem Krieg

Der zweite Weltkrieg mit all seiner schrecklichen Bilanz ging zu Ende. Unermeßliches Leid hatte unser Volk erlitten, aber auch anderen Völkern und Rassen zugefügt. Die Trauer und Bestürzung hierüber, die Hoffnungslosigkeit und Ungewißheit jener Tage veranlaßte viele Menschen nach Gott zu fragen. Jetzt konnte das Evangelium wieder frei und öffentlich verkündigt werden. Bruder Fix wurde wie viele andere auch aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Seine Familie war nach Reisach bei Heilbronn evakuiert worden, dorthin wurde er entlassen. Am Samstag, den 8. September 1945 kam Karl Fix in die Hördtstraße 2, um mit Schwester Paula Gassner Verlagsangelegenheiten zu besprechen. Die hiesigen Geschwister sahen darin Gottes gnädige Führung, denn der eingeladene Festredner für die erste öffentliche Versammlung in der Hohensteinschule war nicht erschienen. Bruder Fix hatte von der Eröffnungsfeier am Sonntag 9. September keine Ahnung, und er wußte auch nichts vom fehlenden Festredner. Er sprang ein und so durfte er 40 – 50 Besuchern als Redner dienen. Schon am darauf folgenden Samstag fand auf dem Marktplatz in Zuffenhausen die erste Freiversammlung statt.

Erweckungen und Angriffe

Im Januar 1946 erschien das erste Volksmissionsheft (Im Lauf der Jahre sollten es über 100 werden). Mit Hilfe des Innenministers von Württemberg, dem früheren Chefredakteur von Bruder Fix, bekam er die Lizenz von der Militärregierung, die Druckerlaubnis und die Genehmigung für den Erwerb des benötigten Papiers. Auf Antrag der Evangelischen Landeskirche wurde die Papierlieferung gesperrt und beinahe wäre auch die Lizenz entzogen worden. Geschwister spendeten Altpapier und sogar Bücher, so konnte die Schriftenmission weitergehen. Im September 1946 fand die erste öffentliche Taufe im Inselbad in Stuttgart-Untertürkheim statt, der Badebetrieb ging weiter, 250 Geschwister ließen sich taufen, viele wurden von Krankheiten geheilt. Im selben Bad wurden noch drei Taufen abgehalten, bis ein Hallenbad in Stuttgart für die jeweilige Tauffeier gemietet werden konnte. 1946 stieß Bruder Karl Keck zur Volksmission. Zusammen mit Karl Fix und Paula Gassner leitete er die Mission. In Esslingen, Freudenstadt und Schorndorf entstanden Gemeinden der Volksmission. Auf dem Stuttgarter Schloßplatz wurden Freiversammlungen abgehalten. Die Volksmission wurde in ganz Süddeutschland bekannt. Der damalige Landesbischof von Württemberg Wurm sah sich deshalb im Mai 1948 genötigt zu warnen: „Wir müssen darum die Gemeinden ernstlich warnen vor allen Erscheinungen des Schwarmgeistes, besonders in den Gruppen der neueren Pfingstbewegung“. Durch die Hilfe der amerikanischen Geschwister war es möglich, im Sommer 1948 und 1949 auf dem Cannstatter Wasen 4 bis 5 Wochen lang in einem gemieteten Zelt evangelistische Versammlungen abzuhalten. Bruder Hans Waldvogel , New York, verkündigte klar und in Vollmacht das Evangelium vom gekreuzigten, auferstandenen und wiederkommenden Christus. In diesen Versammlungen, die sehr gut besucht waren, fanden viele Menschen jeden Alters zu Jesus Christus. Das evangelische Gemeindeblatt befaßte sich kritisch mit diesen Versammlungen. So kamen zum Teil auch Menschen aus Neugierde. Am 25. Juli 1948 fand der erste Jugendtag im Zelt statt, 1949 erscheint der erste Volksmissionar, die letzte Ausgabe erschien als Nr. 450 im Dezember 1989, als Beilage Report in Wort und Geist lebt er weiter.

Zeltmission – die Bewegung wächst

Am 11. Juni konnte das eigene Missionszelt, das Christopheruszelt, auf dem Cannstatter Wasen eingeweiht werden. 1.100 Sitzplätze standen zur Verfügung. In diesem und in anderem Zelten wurde in den nächsten Jahrzehnten im ganzen Land das Evangelium verkündigt. 1950 kam auch Oskar Siering als dritter hauptamtlicher Mitarbeiter zur Volksmission. Bruder Siering war vorher 14 Jahre als Chinamissionar tätig gewesen. Am 18.08.1951 wurde die Volksmission entschiedener Christen als Verein im Vereinsregister eingetragen, ein Bauplatz wurde als Zentrum für die Mission gesucht. 1. Vorsitzende war Karl Keck, 2. Vorsitzende Karl Fix Geschäftsführer Oskar Siering. 1953 gab es in 26 Orten Versammlungen der Volksmission.
1956 war der Baubeginn des Gemeindezentrums in Stuttgart-Zuffenhausen, der Bauplatz kostete 55.000 DM damit waren alle Geldmittel aufgebraucht – der Kostenvoranschlag belief sich auf 750.000 DM, die Baukosten waren dann 595.000 DM. Im Juli 1957 wurde das Gemeindezentrum in Zuffenhausen eingeweiht, lange Jahre war es das Zentrum der Bewegung mit großen Konferenzen an Ostern und dem Jahresfest und zu Taufgottesdiensten. Inzwischen haben viele weitere Gemeinden Versammlungshäuser gebaut, erworben oder gemietet, so dass das Jahresfest seit 1994 in Esslingen-Zell stattfindet.

Der Ruf in ferne Länder

1955 kam der Ruf aus Afrika: „Helft uns“. 8.000 DM wurden für eine Kapelle in Kakamega gespendet, viel Geld damals, denn man sparte noch auf den Bauplatz in Zuffenhausen.
Im August 1956 war die Aussendung des ersten Missionars Heinz Battermann nach Kenia, dort Zusammenarbeit mit der PAOC und der PAG of Kenia, 1960 folgte das Ehepaar Martin und Hilde Franz, heute 1999 das erste Missionsehepaar der VMeC, das vom Missionsfeld als Pensionäre heim kamen. Zur Zeit sind Missionare und Missionarinen im Einsatz, so in Bosnien, Kenia, Malaysia, Mocambique, Sri Lanka, Uganda, und auf den Philippinen. In Uganda entsteht zur Zeit die Lira Klinik in Zusammenarbeit mit der PAG of Uganda.


Volksmission bis heute

am 04.11.1978 Bruder Oskar Siering. Sie hatten sich alle drei bis zu ihrem Tode unermüdlich für das Reich Gottes eingesetzt. Seit dem 08.02.1979 bis zum 30.06.1996 leitete Pastor Gottlob Ling die Volksmission, sein Stellvertreter war Pastor Ernst Göhner. Seit dem 30.06.1996 leitet Pastor Dr. Herbert Ros die VMeC, sein Stellvertreter ist Pastor Günter Kaupp, ihnen zur Seite stehen noch 10 Vorstandsbrüder.

Am 24.10.1981 fand das erste Sportfest der VM – Jugend statt, damals löste es noch Debatten im Ältestenrat aus.

21.10.1983 tritt die VM der Media-Vision bei. Einzelne Gemeinden beteiligen sich an privaten Rundfunksendungen. Durch das Mediengesetz in Baden-Württemberg von 1991 sind auch einige Lizenzen leider nicht erneuert worden.

In der Mitte der 80 ziger Jahre liefen die Zeltarbeiten aus, es waren bis zu 5 Zelten im Einsatz, die Arbeiten waren sehr gesegnet.

1986 begann in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart eine Arbeit unter Gefangenen.

1987 hat sich eine italienische Gemeinde in Stuttgart der VMeC angeschlossen.

1989 schließt sich der VMeC dem Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) an.

Die VMeC betreibt in Bauschlott, in Leutenbach und Maulbronn als Altenhäuser bzw. Haus für Hilfsbedürftige, ein Kindergarten besteht in Freudenstadt, soziale Projekte werden in Schorndorf durchgeführt, eine psychotherapeutische Wohngemeinschaft gibt es in Geislingen-Aichen.

Hauptauftrag der VMeC ist die Verkündigung der frohen Botschaft in Wort und Schrift, bei den Zusammenkünften stehen Christus und das Wort Gottes im Mittelpunkt.

Die Wanderschaft der Berliner Gemeinde der Volksmission
zeigt folgende Zeitlinie schematisch.


 

Die Wanderung der Berliner Gemeinde der Volksmission seit ihrer Gründung

07.03.2004 … Begegnungskirche,
Gotthardstr. 35
Berlin-Reinickendorf
2004
1988 – 2004 Klenzepfad 12 Berlin-Reinickendorf
1988
1967 – 1988 Müllerstr. 163b Berlin-Wedding
1967
1951 – 1967 Pankstr. 13/14 Berlin-Wedding
Stationen:
Birkenstr. Berlin-Moabit
Feurigstr. Berlin-Steglitz
Buttmannstraße
Bremstr.
1951
10.09.1949 – 28.05.1950 Anklamer Str. 31 Berlin-Prenzlauer Berg
1949
1945 -1949 Kapelle des
Lazarus-Krankenhauses,
Bernauer Str. 115-118
Berlin-Wedding
1945
?.1934 – 18.03.1945 Höchste Str. 27 Berlin-Friedrichshain
01.01.1934 – ? Linienstraße Berlin-Mitte
1934